Andreas Schäfer
DU SOLLST VERGESSEN
Roman
Zwischen den Stühlen 6
Zwischen den Stühlen @ p.machinery, Winnert, Dezember 2022, 356 Seiten
Paperback: ISBN 978 3 95765 310 9 – EUR 17,90 (DE)
E-Book-ISBN 978 3 95765 796 1 – EUR 5,99 (DE)
Professor Udo Vorster stellt die Psychoanalyse auf den Kopf. Er predigt das ›Leben im Augenblick‹ und zieht gegen jede Form der Vergangenheitsbewältigung zu Felde. Der Wissenschaftler wird zum umjubelten Megastar. Er besitzt die seltene Gabe massenwirksam zu beeindrucken. Sein Publikum schenkt ihm nahezu bedingungslos Glauben kraft seiner natürlichen Autorität.
Doch was ist von der Lehre des Professors zu halten? Ist er ein Hochstapler oder tatsächlich das begnadete Genie? Wie er die Spannung zwischen seiner Lehre und dem Echo darauf lenkt, gleicht dem Tanz eines Virtuosen auf einem Vulkan.
Plötzlich wird Vorster mit einem brisanten Detail seiner Biografie konfrontiert. Seine Bewunderer rücken von ihm ab und allmählich scheint er die Kontrolle über sein Leben zu verlieren.
Folgt nun der unaufhaltsame Abstieg oder schafft er ein Comeback?
Andreas Schäfer wurde 1959 in Verden/Aller geboren. 1988 promovierte er an der Universität Hamburg mit der Dissertation »Rolle und Konfiguration. Studien zum Werk Max Frischs« (erschienen 1989 im Verlag Peter Lang in der Reihe »Hamburger Beiträge zur Germanistik«, Bd. 10). 2011 erschien »Ein letztes Tabu. Sehnsucht nach der übermächtigen Frau« im Romneya Verlag in Dossenheim bei Heidelberg (2. Auflage 2013). Daneben ist er Verfasser zahlreicher Kurzgeschichten, zum Teil bei p.machinery veröffentlicht.
Schäfer ist im Hauptberuf Cheflektor in einem Hamburger Verlagshaus.
Thomas Harbach rezensiert das Buch auf »Robots & Dragons«:
http://www.robots-and-dragons.de/buchecke/27409-du-sollst-vergessen
Sein Fazit:
„Du sollst vergessen“ ist ein Roman. Das machen der Autor und die beiden Herausgeber von Beginn auch auf dem schönen, eindrucksvollen Titelbild deutlich. Der Plot zeigt eine seltsame, bizarre These auf, die aus der Distanz betrachtet erstens nicht funktionieren kann und zweitens einen Haufen von Egomanen hervorbringt, die sich weigern, aus der eigenen Vergangenheit mit ihren Triumphen und Tragödien zu lernen, weil es auf diese Art zumindest in er Theorie einfacher ist, durchs Leben zu schreiten. Je mehr sich der Leser von dieser Idee einfangen lässt, umso besser funktioniert auf der zwischenmenschlichen, persönlichen Ebene der Plot. Dazu ist Andreas Schäfers Stil auch zu suggestiv, die Geschichte mit ihrer Mischung aus neuen Theorien, aber bekannten inhaltlichen Versatzstücken aufgebaut. Wer der Psychoanalyse per se kritisch gegenübersteht, wird in seinem Glauben eher bestärkt. „Du sollst vergessen“ ist unabhängig von den angesprochenen Schwächen eine provokante Schrift, welche Türen öffnet oder Vorurteile bestätigt. Der Leser muss selbst entscheiden, auf welche Seite der unsichtbaren Linie er seinen Stuhl stehlen möchte. Danach richtet sich auch das Urteil über den Roman, das zwischen wunderbar provokant und theoretisch langweilig ausfallen kann. Eine Mitte gibt es wie bei Udo Vorsters Thesen nicht.